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c r e w e d  c h a r t e r



 



"Crewed Charter" heißt das Zauberwort !

den immer mehr Wassersportbegeisterte nützen wollen. Dabei versüßen professionelle Segler erholungshungrigen und zahlungskräftigen Passagieren den Törn. Meist handelt es sich um die Miete einer kompletten Yacht, Kabinencharter ist allerdings auch möglich. Der passionierte Segler kann bei so einem Luxus-Törn allerdings ganz schön ins Grübeln kommen - was tun mit der ganzen Freizeit?

"Seele baumeln lassen" sei ab sofort die oberste Pflicht, sagt Skipper bei der gründlichen Einweisung. Das sollte in Griechenland, der Ägäis im östlichen Mittelmeer von mehr als 500 Inseln nun wahrlich kein Problem sein. Verheißungsvoll ruckelt der Segelkatamaran vom Typ Catana 582, an den Festmacherleinen im Hafen. Professionell löst Skipper die Leinen, nachdem er die Motoren gestartet hat, bringt einen Fender aus, dampft in eine Spring ein - und setzt kurze Zeit später die Segel.

Er tut dies allein und routiniert, nur ab und an geht ihm die Hostess zur Hand. Für die Gäste gibt es an Bord nichts zu tun. Man kann nach fliegenden Fischen Ausschau halten, sich sonnen - ja, man kann die Seele baumeln lassen. Aber irgendwie packt es einen dann doch als Segler. Sieben Tage nur ruhig herumliegen? Das ist zu viel. Unwillkürlich zuckt die Hand zur Schot, als das Vorsegel killt, oder zum Steuerrad, als der Wind einmal fast direkt von vorn kommt. "Abfallen" hämmert es im Kopf, sonst stampfen wir uns womöglich noch in der Welle fest. Gedacht, getan: Doch bevor das Manöver ausgeführt werden kann, huscht der Skipper wieselflink übers Schiff, zupft hier an einer Leine, optimiert dort die Segelstellung und steuert die Yacht gekonnt dicht an einer Landzunge vorbei. Was soll's - vielleicht beim nächsten Mal.

Aber nach nur drei Tagen an Bord hat man sich fast daran gewöhnt, die Seele baumeln zu lassen, zu "relaxen". Segelmanöver gehen einen quasi nichts mehr an: Für sie werden die zahlenden Gäste schlichtweg nicht gebraucht. Fehlende Segelaktionen können mit viel Schnorcheln, Schwimmen und Strandläufen kompensiert werden.

Zum weißen, feinen Sandstrand geht es mit dem Dingi - startklar gemacht und gesteuert, natürlich, vom Skipper. Manchmal ertappe ich mich, in Gedanken auf meinem kleinen Jollenkreuzer in heimischen Berliner Gefilden zu sein und wieder selbst an den Leinen ziehen zu können. Hier wie dort gibt es - eigentlich - immer etwas zu tun.

Der Skipper rät "Relax!", und zeigt dabei seine blendend weißen Zähne. Hat der schlanke junge Mann auf dem Vorschiff zu tun, schaltet er den Autopiloten ein. So einfach ist das. Bei so viel Freundlichkeit und Engagement kann man einfach nicht widersprechen. Kann man nicht? Man sollte aber: "Wer an Bord einer Crewed Charteryacht selbst mit Hand anlegen will, kann das jederzeit tun", sagt der Skipper.Voraussetzung sei allerdings, dass die Wünsche der Gäste möglichst frühzeitig mit der Crew an Bord abgesprochen werden, um herauszufinden, wo die verschiedenen Interessen der Segler liegen.

Was einem Segler an Bord am Abend vor allem fehlt, ist das zufriedene Gefühl, sich selbst den Tag ersegelt, manchmal vielleicht erkämpft zu haben. Doch darum geht es ja nicht an Bord des Acht-Personen-Schiffs, belegt mit sechs Gästen und der Crew. "Easy going" heißt die Maxime - man soll es locker nehmen. Wer damit nicht klarkommt, chartert besser "bareboat". Das heißt so viel wie "nackt, kahl oder leer" und bedeutet, das Segelboot wird allein, sprich ohne Skipper und Hostess angemietet. "Crewed Charter eignet sich insbesondere für Gruppenausflüge oder für Wassersportler, die einfach einmal ausspannen oder einen Koch dabeihaben wollen".

Auch für Nichtsegler oder solche ohne Schein, welche die Situation an Bord erst einmal kennen lernen möchten, bevor sie sich endgültig für diese Art des Sports entscheiden, eigne sich diese Form des Segelns. Auch anlässlich von Hochzeiten oder Flitterwochen würden begleitete Segeltörns gern gebucht. Schließlich kann es auch praktisch sein, das erste Mal in einem neuen Revier nicht allein unterwegs sein zu müssen. Versteckte Ankerbuchten, reiche Fischgründe und gute Restaurants können durch das Insiderwissen der einheimischen Scouts erkundet werden.

Das hat aber seinen Preis. Eine Katamaran mit 19m Länge und all erdenklichen Komfort kostet für sechs Gäste pro Woche etwa 20 000 Euro. In der Hochsaison können die Preise deutlich höher liegen.

Ein echter Vorteil bei der "Crewed Charter" ist der Koch an Bord. Denn pünktlich halb acht steht das Essen auf dem Pantrytisch. Die Hostess erklärt was sie in der Kombüse in den letzten Stunden allein gezaubert hat, wünscht guten Appetit - und verschwindet im Schiffsbauch. Erst zum Abräumen erscheint sie wieder. Als wir ihr dabei zur Hand gehen wollen, lehnt sie sanft, aber entschieden ab: "Relax", sagt sie, und lächelt dabei.

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